Papst Franziskus an die Jugendlichen zum Weltjugendtag 2024: „Die Hoffnung besiegt jede Angst und Erschöpfung.“

19. September 2024

„Letztes Jahr haben wir unseren Weg der Hoffnung zum Großen Jubiläum mit der Überlegung zu dem paulinischen Ausdruck ‚Freut euch in der Hoffnung‘ (Röm 12,12) begonnen. Zur Vorbereitung auf die Jubiläumspilgerreise 2025 lassen wir uns dieses Jahr vom Propheten Jesaja inspirieren, der sagt: ‚Alle, die auf den Herrn hoffen, […] wandeln und werden nicht müde‘ (Jes 40,31).“ Mit Blick auf das Jubiläum und das Thema der „Hoffnung, die nicht enttäuscht“, richtet Papst Franziskus seine Botschaft an die Jugendlichen für den 39. Weltjugendtag, der am 24. November 2024 in den Kirchen weltweit gefeiert wird.

 

„Auch wir erleben heute schwierige Zeiten, die Verzweiflung hervorrufen und es erschweren, mit ruhigem Herzen in die Zukunft zu blicken: die Tragödie des Krieges, soziale Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten, Hunger, Ausbeutung des Menschen und der Schöpfung“, fährt der Papst in seiner am 17. September veröffentlichten Botschaft fort. „Oft zahlt ihr Jugendlichen den höchsten Preis, da ihr die Unsicherheit der Zukunft spürt und keine klaren Wege für eure Träume seht. So besteht die Gefahr, dass ihr ohne Hoffnung lebt, gefangen in Langeweile und Melancholie, manchmal verführt von zerstörerischen Illusionen (vgl. Enzyklika Spes non confundit, 12). Deshalb, meine Lieben, möchte ich auch euch die Botschaft der Hoffnung übermitteln: Noch heute öffnet der Herr vor euch einen Weg und lädt euch ein, ihn mit Freude und Hoffnung zu gehen.“

 

Das Leben eines jeden Einzelnen sei ein „Pilgerweg“, betont der Heilige Vater, „eine Reise, die uns über uns selbst hinausführt, auf der Suche nach Glück. Das christliche Leben ist insbesondere ein Pilgerweg zu Gott, unserem Heil und der Fülle allen Guten.“ Doch zum Weg gehören auch Ermüdung, Mühe und manchmal die Langeweile der Wiederholung. „In manchen Fällen sind es die sozialen Erwartungen, die innere Erschöpfung und Ängste hervorrufen, indem sie uns drängen, bestimmte Erfolgsstandards in Studium, Arbeit und persönlichem Leben zu erreichen. Dies führt zu Traurigkeit, während wir in hektischem Aktivismus gefangen sind, der unsere Tage mit tausend Dingen füllt, uns aber dennoch das Gefühl gibt, nie genug zu tun und nie gut genug zu sein. Zu dieser Erschöpfung kommt oft Langeweile hinzu – dieser Zustand der Apathie und Unzufriedenheit von jemandem, der sich nicht auf den Weg macht, sich nicht entscheidet, nicht wählt und nie ein Risiko eingeht, sondern es vorzieht, in seiner Komfortzone zu bleiben, abgeschottet hinter einem Bildschirm, den Problemen, dem Leben und den anderen fern.“ Dieser Zustand der Ermüdung sei wie Zement, „der unsere Füße umgibt, sich verhärtet und uns daran hindert, vorwärts zu kommen.“

 

Angesichts der Gefahr der Apathie, die aus der „spirituellen Wüste“ erwächst, empfiehlt der Papst den Jugendlichen ein Gegenmittel. „Die Lösung für die Müdigkeit besteht paradoxerweise nicht darin, stillzustehen und sich auszuruhen. Vielmehr ist es, sich auf den Weg zu machen und Pilger der Hoffnung zu werden. Das ist meine Einladung an euch: Geht im Zeichen der Hoffnung! Hoffnung besiegt jede Müdigkeit, jede Krise und jede Angst, indem sie uns einen starken Antrieb gibt, weiterzumachen, denn sie ist ein Geschenk von Gott selbst: Er gibt unserem Leben Sinn, erleuchtet unseren Weg und zeigt uns die Richtung und das Ziel des Lebens.“

 

Die Einladung lautet also, sich auf den Weg zum Jubiläum zu machen „nicht als bloße Touristen, sondern als Pilger.“ Der Pilger, so der Papst, „taucht vollständig in die Orte ein, die er besucht, lässt sie zu ihm sprechen und macht sie zu einem Teil seiner Suche nach Glück. Der Jubiläumspilgerweg soll ein Zeichen für die innere Reise werden, zu der wir alle aufgerufen sind, um das endgültige Ziel zu erreichen.“ Der Wunsch des Heiligen Vaters ist es, die Jugendlichen 2025 in Rom wiederzutreffen. „Ich ermutige euch, diese Pilgerreise mit drei grundlegenden Haltungen zu leben: Dankbarkeit, damit euer Herz offen wird für den Lobpreis der empfangenen Gaben, vor allem des Geschenks des Lebens; Suche, damit der Weg das ständige Verlangen ausdrückt, den Herrn zu finden und den Durst des Herzens nicht zu löschen; und schließlich Reue bzw. Umkehr, die uns hilft, in uns selbst zu blicken und die falschen Wege und Entscheidungen zu erkennen, die wir manchmal einschlagen.“

 

Wenn die Jugendlichen auf dem Petersplatz ankommen, erinnerte der Papst abschließend, werden sie von den prächtigen Kolonnaden von Gian Lorenzo Bernini „umarmt und willkommen geheißen“. „Die Kolonnade erscheint wie eine große Umarmung: Es sind die zwei offenen Arme der Kirche, unserer Mutter, die alle ihre Kinder aufnimmt! Im kommenden Heiligen Jahr der Hoffnung lade ich euch alle ein, die Umarmung des barmherzigen Gottes, zu erfahren, seine Vergebung, die Tilgung all unserer ‚inneren Schulden‘, wie es in den biblischen Jubeljahren Brauch war. Und so, von Gott aufgenommen und in ihm neu geboren, werdet auch ihr zu offenen Armen für viele eurer Freunde und Altersgenossen, die es brauchen, die Liebe Gottes, des Vaters durch eure Aufnahme zu erfahren. Jeder von euch schenke ‚auch nur ein Lächeln, eine Geste der Freundschaft, einen brüderlichen Blick, ein aufrichtiges Zuhören, einen selbstlosen Dienst, wissend, dass dies im Geist Jesu für den Empfänger ein fruchtbarer Samen der Hoffnung werden kann‘ (vgl. ivi, 18) – und so werdet ihr unermüdliche Missionare der Freude.“